Die Geschichte des Gins oder: Eine verrückte Geschichte der Ginheit
26.04.2024 von Familie SchlaipferWoher kommt eigentlich Gin? In diesem Beitrag lest ihr Interessantes und Lustiges rund um die Geschichte und den Ursprung von Gin.
Erinnert ihr euch, ab wann Gin so richtig in Mode gekommen ist? Wann war das gleich, so 2010 rum? Aber Moment, in den 60ern erfreute sich Gin doch auch schonmal großer Beliebtheit?
Betrachtet man die Geschichte des Gins, seinen Ursprung, von etwas weiter weg, wird jedoch schnell klar: Gin hat schon eine wahnsinnig lange Geschichte! Anschnallen bitte, die Reise geht los – und zwar ins 15. Jahrhundert. Gin, der heute so beliebte Wacholderschnaps, hat seinen Ursprung in den Niederlanden. Dort ist auch heute noch der „Jenever“ oder „Genever“ ein sehr beliebtes Getränk und wird, ähnlich wie beim norddeutschen Herrengedeck traditionell in Bars zum Bier bestellt – dort nennt sich das dann charmant „Borreltje“.
Aber zurück zur Geschichte
Bereits im 15. Jahrhundert wurde in den Niederlanden Branntwein mit Wacholder versetzt, um ihn gesünder, aber auch schlichtweg leckerer zu machen. Wacholder war schon damals für seine Gesundheitsfördernde Wirkung bekannt und wurde unter anderem im Kampf gegen die Pest eingesetzt – leider eher weniger erfolgreich. Im Branntwein jedoch hat sich die schwarze Beere sehr gut gemacht! Die Wacholderbeere, lateinisch Juniperus oder holländisch eben Jeneverbes, wurde schnell zu einer beliebten Zutat in der Schnapsherstellung. Lange Rede, kurzer Gin – im 80jährigen Krieg, während welchem sich Nord- von Südholland trennte, wurde dem Jenever eine tragende Rolle in der ausgeklügelten Kriegstaktik zuteil: Die nordholländischen Krieger bekamen vor dem Kampf eine gute Portion Jenever, sodass sie mit solch einem furchteinflößenden Gebrüll auf ihre Gegner einstürmten, dass diese meist schon ohne Kampf in die Flucht geschlagen wurden – so sagt es jedenfalls die Legende 😉
Ab hier wird es historisch nicht mehr einwandfrei belegbar, allerdings lässt es sich in etwa so rekonstruieren (was auch unterhaltsam ist und irgendwie plausibel erscheint):
Die englischen Truppen, die die Nordholländer unterstützten, waren schlichtweg beeindruckt von dem „Zaubertrank“ Genever, und beschlossen kurzerhand, das Wundermittel mit auf die Insel zu nehmen. Aus dem für die Landsmänner schwierigem „Genever“ wurde dann kurzerhand „Gin“, und in England wurde von dort an fröhlich Gin produziert.
In Folge der Industrialisierung der Landwirtschaft kam es zu einem großen Getreideüberschuss, der wiederum sehr weise in die Produktion von Schnaps eingebracht wurde. Zu dieser Zeit haben dann sehr viele Leute, die mehr oder weniger viel vom Brennen verstanden, Schnaps gebrannt. Ein unliebsamer Fehlgeschmack konnte durch die Aromatisierung mit Wacholder und anderen Gewürzen übertüncht werden, und die sogenannten Compound Distillers waren geboren. Auch der Old Tom Gin, ein gesüßter Gin, hat seinen Ursprung im England des 18. Und 19. Jahrhunderts – Zucker wurde von den englischen Gin-Destillateuren damals ebenso wie Gewürze dazu genutzt, den Gin leichter trinkbar und schmackhafter zu machen.
Die Gin-Produktion, aber auch der Konsum, schaukelte sich auch durch Handelsrestriktionen für französischen Branntwein immer weiter nach oben, bis im 18. Jahrhundert in England die sogenannte „Gin Craze“ ausgerufen wurde – die damals etwa 500.000 Einwohner Londons sollen 80 Millionen (!) Liter Gin jährlich getrunken haben. Durch den daraus folgenden Verfall der Gesellschaft, sah sich die Regierung gezwungen, einzugreifen. Durch den „Gin Act“ wurde die Produktion und der Verkauf von Gin sehr stark reglementiert.
So kam es dann zu strengeren Qualitätskontrollen und auch einer steuerlichen Verteuerung von Gin. Dadurch wurde Gin zum einen für die englische Oberschicht immer interessanter, und es setzten sich seriöse und namhafte Destillerien durch, die wir teilweise heute noch kennen: Tanqueray und Gordons beispielsweise sind noch heute bekannte Namen in der weltweiten Gin-Landschaft. Aus dieser Zeit rührt übrigens auch die Gin-Sorte London Dry Gin, die im Londoner Stadtteil Finsbury ihren Ursprung hat.
Das Comeback
Gin rückte im Lauf des 19. Jahrhunderts allerdings wieder in den Hintergrund und spielte eine untergeordnete Rolle. Erst nach dem zweiten Weltkrieg hat Gin endgültig seinen Weg auf „The Continent“ gefunden und ist seither auf dem europäischen Festland beliebt. Mit der Kreation des Monkey 47 Gin aus dem Schwarzwald startete 2010 wahrlich eine Renaissance des Gins, und seither erfreuen wir uns in Deutschland einer wachsenden Auswahl von Gins. Dabei finden wir heute eine riesige Vielfalt, und auch kleine Brennereien lassen ihrer Kreativität freien Lauf.
Unser Fazit
Die Holländer haben’s erfunden, die Engländer groß gemacht, und seit 2010 wird’s unter anderem in Deutschland bunt und lecker – bedankt lieve nederlanders! Über Umwege und einen langen Zeitraum kam der Gin letzten Endes in Deutschland an, und wir freuen uns sehr über die ständig wachsende Vielfalt, die wir heute hier finden. Im Bereich Gin-Sorten findet ihr die Erklärung der unterschiedlichen Gin-Sorten und bald auch Reviews von Tastings. Schaut doch mal rein!
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